Japanische Teetradition: Erntezeiten und ihre Bedeutung

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Über Pflückperiode

Die Kunst der Teepflückung ist eine ehrwürdige Tradition, die eng mit dem kulturellen und natürlichen Rhythmus Japans verwoben ist. Die Pflückperiode, auch als Erntezeit bekannt, ist ein entscheidender Faktor für die Qualität und den Charakter des Tees. Sie richtet sich vor allem nach dem saisonalen Zyklus und folgt den subtilen Veränderungen der Natur, die Kraft und Aroma des Tees beeinflussen.

Japanische Teesorten wie Gyokuro, Sencha und Bancha werden in verschiedenen Perioden des Jahres gepflückt, wobei jede einzelne Erntezeit eine spezifische Bedeutung und besondere Eigenschaften mit sich bringt. Der Beginn der Teesaison markiert die erste Pflückperiode im Frühling, die für die frischesten und zartesten Teeblätter bekannt ist. Dieser erste Erntedurchgang wird als "Shincha" oder "Neu-Tee" bezeichnet und symbolisiert den Beginn eines neuen Teejahres. Das erste Pflücken findet typischerweise zwischen Ende April und Anfang Mai statt, wenn die Pflanzen ihre ersten zarten Triebe entwickeln. Shincha zeichnet sich durch seine lebendige Frische und sein ausgewogenes Aroma aus.

Neben Shincha gibt es mehrere Ernteperioden im Jahr, die unter dem Begriff "Sencha-Ernte" zusammengefasst werden. Die darauf folgende Pflückung im Spätfrühling und Frühsommer, meist im Juni, wird "Nibancha" genannt, was "zweiter Tee" bedeutet. Die Blätter dieser Ernte sind etwas kräftiger im Geschmack und leicht bitterer, was auf die klimatischen Bedingungen nach der ersten Ernte zurückzuführen ist. Der Tee, der aus dieser Periode hervorgeht, vermittelt eine reifere, robuste Aromatik.

Der dritte Pflückzyklus, "Sanbancha", findet im Sommer statt. Hier sind die Teeblätter oftmals gröber und enthalten mehr Gerbstoffe, was dem Tee eine stark ausgeprägte Note verleiht. Charakteristisch für diese Periode ist, dass Sencha aus der dritten Ernte oft weniger teuer, jedoch durchaus geschmackvoll und vielseitig in der Zubereitung ist.

Neben Sencha gibt es Teesorten wie Gyokuro und Matcha, die während kontrollierter Bedingungen unter hohen Ansprüchen gepflegt werden. Diese Tees beruhen auf einer speziellen Beschattungsmethode – „Oishitaen“ genannt – um die Chlorophyllproduktion zu steigern und den Gehalt an Aminosäuren wie L-Theanin zu bewahren. Die Pflückperiode für Gyokuro fällt ebenfalls in die erste oder zweite Phase und erfordert akribische Sorgfalt, um den anspruchsvollen Geschmack zu bewahren.

In Japan wird die Pflückperiode nicht nur durch klimatische Faktoren bestimmt, sondern ist auch tief mit Ritualen und Festivitäten verwoben, insbesondere im Zusammenhang mit Frühlingsfesten. Diese Traditionen ehren nicht nur den neuen Anfang, sondern würdigen auch die akribische Handarbeit jener Menschen, die den Tee mit unvergleichbarer Liebe und Präzision pflegen.

Die Pflückperiode ist also nicht nur ein Zeitfenster im landwirtschaftlichen Kalender, sondern ein integraler Bestandteil der japanischen Teekultur, der das Wesen und die Philosophie dieser edlen Kunst untrennbar widerspiegelt. Sie drückt die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Natur aus, die sich in jedem aufgebrühten Blatt widerspiegelt, und ruft so die Jahrhunderte alte Harmonie hervor, die den japanischen Tee zu einem unvergleichlichen Kulturerlebnis macht.